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B-Prov / Cold Game Test
Sweden
22. Juli 2012
Vielleicht etwas naiv habe ich uns für eine B-Prüfung in der “Novice-Klasse” in Bollnäs während unserer Reise durch Schweden angemeldet. B-Prüfungen sind in Schweden so populär wie bei uns Workingtests. Workingtests dagegen findet man eher selten; jedoch immer mehr. Ich hatte zwar die etwa fünfzigseitige Prüfungsordnung durchgeblättert, da sie aber ausschliesslich auf schwedisch war, hatte ich nicht allzu viel verstanden. Doch es schien so ähnlich zu sein, wie eine Kaltwildprüfung bei uns. So “ähnlich” war es dann auch…. ;o)
Besammlung war um 08:00 und da wir zwei Stunden vom Hotel fahren mussten, standen wir früh auf. Mit einem herzlichen “Welcome to Sweden” wurden wir von Sune Nilsson, dem Richter, welchen wir im Frühling auch schon in der Schweiz angetroffen hatten, begrüsst. Er schaute auch gleich, dass wir einen persönlichen Übersetzer bekamen und die Leute waren alle sehr nett und schauten zu uns.
Bei einer B-Prüfung wird der Hund so geprüft, dass er verschiedene Aufgaben am Stück lösen muss und anschliessend vom Richter bewertet wird. Während der Prüfung schauen alle zu und die Kritik am Schluss ist öffentlich, d.h. es hören alle zu und applaudieren. ;o) Ziemlich ungewohnt aber eigentlich ähnlich wie an Sporthundeprüfungen bei uns. Somit arbeitet jeder Hund während 15-30 Minuten und bedarf einer gewissen Ausdauer – entsprechend lange geht dann halt auch die Prüfung. Mit unserer Startnummer 15 von 16 waren wir erst um etwa 16:00 an der Reihe.
Die Prüfung schien den Schweden sehr wichtig, das Resultat wird auch im Stammbaumregister eingetragen. Es war so, dass es keine Rangierung und Punkte gab, sondern man konnte einen “First”, “Second”, “Third” oder gar keinen “Price” gewinnen. Wobei mehrere Hunde den selben Preis gewinnen konnten – ähnlich wie an Field Trials. Besonders geachtet wurde auf selbständiges, zielgerichtetes Arbeiten des Hundes, wobei die Schweden kaum ‘handelten’. Das meiste Wild gab es einer ziemlich grossen Suche zu holen. Na ja, nicht gerade unsere Stärke und als ich dem ersten jungen Labrador zuschaute, wie er die Aufgaben problemlos löste und alles Wild sehr schnell aufnahm, wurde ich etwas unsicher, ob wir da gut abschneiden können. Julia kannte einige Wildsorten nicht. Wir hatten zwar zwei Tage zuvor wie auch kurz vor der Prüfung noch die Gelegenheit etwas zu üben, aber Julia arbeitete nicht wie sonst im Training. Aber wir rissen uns zusammen – schliesslich hatten wir ja nun auch lange auf unseren Start gewartet – und nahmen den Parcours in Angriff:
Aufgabe 1 (Landmarkierung)
Es gab einen ‘Walk-up’ zum Standplatz der ersten Landmarkierung. Die Markierung war kurz und nicht weiter anspruchsvoll. Julia war gleich beim Vogel, zögerte aber ein wenig beim Aufnehmen, so dass ich sie pfiff und dann kam sie auch schnell zurück.
Aufgabe 2 (Grosse Suche)
In einem grossen Bereich waren 8 Stück Wild versteckt, wobei man nicht in jedem Fall alle 8 Stück haben musste. Ich achtete auf den Wind und schickte Julia in’s Gebiet. Sie fand den ersten Vogel und ich unterstützte sie nochmals mit der Pfeife. Dann schickte ich sie erneut in die Suche und sie suchte das Gebiet gut ab, nahm das Wild immer schneller auf und kam zurück. Auch mit dem einen Hasen hatte sie keine Probleme. Julia apportierte 7 Stück Wild. Ich freute mich sehr und auch Sune gefiel unsere Arbeit.
Aufgabe 3 (2 Wassermarkierungen)
Der ‘Walk-up’ ging weiter zum Wasser, wo wir zwei Enten aus dem Wasser holen mussten, geschossen als zwei einzelne Markierungen. Das Wasser war sumpfartig und es hatte überall Schilf – sehr authentisch und durch die grossen Distanzen ziemlich anstrengend für den Hund. So schaute mich Julia nach dem ersten ‘Retrieve’ ganz erschöpft und verdutzt an, als ich ihr andeutete, dass es gleich noch eine zweite Ente zu holen gibt. Aber als der Schuss fiel war sie wieder ganz wach! ;o) Als ich sie schickte, ging sie schnell durch’s Wasser und löste die Aufgabe perfekt.
Aufgabe 4 (Landmarkierung)
Als letztes gab es noch eine ‘Markierung’ an Land zu arbeiten. Eher kurze Distanz und für Julia kein Problem. Sie nahm den Vogel schnell auf und kam schön zurück.
Erschöpft aber sehr froh, dass wir alles so gut lösen konnten warteten wir das Urteil des Richter’s ab. Sune war sehr zufrieden mit uns. Er lobte Julia’s Arbeitesweise im Feld, ihre gute Markierfähigkeit, wie auch mein ‘Handling’. Als Julia dann auch noch schön still war, als der nachfolgende Hund arbeitete, bekamen wir von Sune einen “First Price”, einen herzlichen Applaus und viele Komplimente! :o)
Ich freute mich sehr und bin stolz auf Julia. Mit dem “First Price”, den auch noch weitere Hunde erhielten (vorwiegend Labradore), hätten wir auch bereits Zugang zur “offenen Klasse” an B-Prüfungen. Die Hunde da waren wirklich sehr gut – vor allem hatten sie gute Basics: kein Fiepen, kein Einspringen – nur die ‘Handler’ konnten mit ihren Hunden nicht immer mithalten.
Während des Tages hatten wir interessante Gespräche mit netten Leuten und die Prüfung fand in genialem Gelände statt. Es war ziemlich abenteuerlich und schlussendlich eine spannende und schöne Erfahrung.
[01. August 2012, Sven Bosshard]