«…excellent on the first three retrieves!»
– Phil Wagland
Internationale Field Trials
Cressa/Italy
14.-15. November 2015
Mitte November sind wir in Cressa in Norditalien am internationalen ‘Field Trial’ gestartet. Das Wetter war dieses Jahr trocken, am Morgen kühl und neblig. Erst am Nachmittag kam die Sonne hervor und am Sonntag wurde es richtig schön warm.
Da an jedem Tag ein CACIT (Certificat d’Aptitude au Championnat International de Travail) vergeben wurde, waren sehr gute Hunde dabei. Es sind aus einigen Ländern doch sehr viele Teilnehmer angereist, so dass es an jedem Tag drei Gruppen gab – jede mit zwei Richtern (IT/UK) – so waren insgesamt 6 Richter ‘in charge’.
Am ersten Tag hatten wir kein Glück. Beim ‘Walk-up’ mussten wir sehr früh in die ‘Line’. Ich konnte Julia auf einen Vogel schicken, welchen man nicht sehen konnte, da er hinter einem Waldstreifen nieder ging. Julia hatte zwar die bessere Linie als der Hund davor, fand ihn aber auch nicht – auch die Richter nicht und der ‘Trial’ ging weiter. Dann mussten wir aber raus. Es ging alles sehr langsam vor sich und Julia war zu aufgeregt.
Am zweiten Tag lief es deutlich besser. Julia war zwar ebenfalls aufgeregt, aber es ging gut. Als wir in die ‘Line’ kamen wurde zuerst der andere Hund auf einen Vogel geschickt, den ich mir ziemlich gut gemerkt hatte – die Hundeführerin nicht so. Sie konnten den Vogel dann aber rein bringen und wir gingen ein Stück in hohem Bewuchs, als im Maisfeld zwei Fasane geschossen wurden. Ich konnte Julia schicken und sie war sehr ‘straight’ – kaum war sie im Maisfeld, kam sie auch schon mit dem Vogel wieder raus. Der andere Hund hatte mehr Mühe, musste lange suchen bis er den Vogel dann fand. Der Hund ging raus und ein anderer kam rein. Wir gingen dann in einem engen Korridor durch das ganze Feld, ohne das etwas geschossen wurde. Am Ende angekommen, mussten zuerst alle wieder positioniert werden, bevor es weiter ging. Wieder wurde im Maisstreifen bzw. kurz dahinter ein Fasan geschossen. Ich wusste, dass ich an der Reihe waren, versicherte mich kurz beim Richter, der mir zunickte, und schickte Julia. Der ‘Retrieve’ war wieder auf den Punkt. Wir gingen raus und warteten auf unseren dritten ‘Retrieve’. Diesmal ein ‘Blind’, ein Fasan am Rande des Maisfeldes und man sollte den Hund nicht im Mais verlieren. Julia hatte eine gute Linie und als ich sie stoppen wollte, damit sie nicht im Mais verschwindet, da war sie auch schon auf dem Vogel und brachte ihn mir. Nach einer kurzen Lunchpause ging der ‘Walk-up’ auf einem offenen Feld weiter. Julia’s Vogel viel am Ende des Feldes auf der rechten Seite in sehr hohem Bewuchs. Ich dachte Julia hätte den Vogel gut markiert, doch sie ging zu weit nach hinten und nicht rechts rein in den hohen Bewuchs. Ich pfiff sie zurück, damit sie nicht noch weiter nach hinten geht – irgendwie versuchte sie von hinten Witterung zu bekommen. Sie kam dann zurück, liess sich aber nicht in den Bewuchs rechts ‘handeln’. Dann, als ich sie zurück holen sollte, ging sie in den Bewuchs und hatte lange bis sie rauskam. Sie machte dann auch noch einen Vogel hoch, der geschossen wurde! Sie holte ihn sich zum Glück nicht, aber dem englischen Richter kam sie natürlich etwas zu wenig direkt zurück. ;o) Daher erhielten wir ein ‘non classé’ – wäre sie direkt zurück gekommen, hätten wir ein ‘sehr gut’ bekommen. Weder die anderen Hunde, noch die Richter konnten den Vogel finden. Der ‘Trial’ war kurz später zu Ende, als ein paar wenige noch ihrem vierten ‘Retrieve’ hatten. Gegen Abend wurde dann noch das CACIT ausgetragen, aus den drei Gewinnern der drei Gruppen. Phil Wagland (UK), der unseren ‘Trial’ zusammen mit Cinzia Sgorbati (IT) richtete, kam dann auf mich zu und meinte, dass es sehr schade gewesen sei, denn die ersten drei ‘Retrieves’ seien super gewesen (1x ‘A’ und 2x ‘A+’) und hätten wir den letzten Vogel noch gehabt, dann hätte er uns auf dem 2. Platz das ‘Reserve’ gegeben! Wirklich schade, aber das freute mich natürlich sehr, hatte also tatsächlich an diesem internationalen ‘Field Trial’ nicht viel gefehlt! :o) Phil bestand dann auch noch darauf, in Julia’s Leistungsheft zu vermerken, dass sie ‘excellent’ war, auf den ersten drei ‘Retrieves’.
Eine kleine Anekdote noch – als wir kurz vor dem ‘Trial’ in Italien waren zum Training: Wir waren ganz unten am Ende eines langgezogenen Teiches positioniert und im Wasser schwamm – noch sehr lebendig – eine angeschossene Ente. Der erste Hund konnte sie nicht fangen, da sie zu schnell war und sich davon machte in den oberen, grösseren Teil des Teiches. Salvatore meinte ich solle Julia schicken, was ich auch gleich machte. Sie schwamm der Ente nach, aber diese war so schnell, dass sie den Abstand vergrössern konnte. Julia liess etwas von ihr ab und zog rüber an’s andere Ufer. Salvatore meinte, es sei vermutlich nicht möglich die Ente zu fangen und ich soll Julia zurück rufen. Da sagte ich zu Salvatore, dass wenn ich Julia bis an’s andere Ufer schwimmen lasse, sie dann da dem Ufer entlang rennen würde und so den Abstand zur Ente wieder verringern könne. Er meinte okay, ich soll es probieren. Also liess ich Julia weiter schwimmen und genau so war es, kaum hatte sie Boden unter den Pfoten, rannte sie am Ufer entlang bis sie die Ente eingeholt hatte und sprang von da dann wieder in’s Wasser in Richtung der Ente. Das war dann ziemlich weit oben am Teich und wir konnten Julia kaum noch sehen. Sie kam der Ente ziemlich nah, als diese begann zu tauchen. Julia machte das einzig richtige und drehte sich im Kreis, um zu schauen, wo die Ente wieder auftaucht. Sobald sie sie sah, schwamm sie ihr nach, bis diese wieder tauchte. Julia drehte sich wieder an Ort und Stelle, bis sie die Ente wieder auftauchen sah. Das ging etwa 5-10 Minuten so weiter; alle am Ufer “fieberten” mit und spornten Julia an. Ich war ganz ruhig, da ich wusste wie das “Spiel” ausgehen würde. Und so war es dann auch; der Abstand zur Ente wurde immer kleiner und als die Ente nahe am Ufer war und Julia wieder Boden unter den Pfoten hatte, ist sie auf sie gesprungen und hatte sie! Alle waren begeistert von Julia’s Arbeit und ihrem Jagdverstand, was mich ebenfalls sehr freute. :o) Ich war stolz auf mein ‘Julchen’ – ein Moment, den ich so schnell nicht vergessen werde.
[26. Dezember 2015, Sven Bosshard]