London – Mailand – Paris

…oder England, Italien, Frankreich – ein Hund von Welt! Aber das viele Herumreisen, fast jedes Wochenende zu einem Trial oder Training, hat seinen Preis – und damit meine ich jetzt nicht die Benzinkosten. Die Zeit vergeht auf diese Weise sehr schnell und man muss zwischendurch auch mal wieder tief Luft holen und den Moment einatmen. Wir sitzen auf auf einer Wiese mit dürrem Gras irgendwo in der Sologne, die Sonne scheint tief und wir warten auf unseren Start am Nachmittag. Ich schaue mir Julia an, denke ein bisschen zurück, ein wenig vor und versuche meine Gedanken für einen Moment im “Jetzt” zu halten. Es fällt mir schwer und Julia ist mir da voraus, sie lebt voll und ganz im “Hier und Jetzt”. Sie streckt sich, dreht sich genüsslich in der Sonne und drückt den Kopf tief in’s Gras. Ich hinterfrage mich, was wir hier eigentlich machen? Sollten wir an so einem Wochenende nicht gemütlich zu Hause auf dem Sofa liegen oder im Wald entspannt spazieren gehen und ein paar Bälle werfen, einfach so, nur zum Spass? Würde dann die Zeit weniger schnell an uns vorbei ziehen? Vielleicht – aber womöglich würde ich mich auch nie an diesen einen Tag im Herbst erinnern können, weil er einer von vielen war. Wieso bin ich also hier, wieso dieser Aufwand? Will ich jemandem etwas beweisen oder gar mir selbst? Vielleicht, beweisen all denen die nicht an die ‘Flatcoats’ glauben und diese wunderbare Rasse an ‘Field Trials’ bereits abgeschrieben haben. Und für mich ist es einfach ein Experiment… ich will schauen wie weit unsere Reise geht.

Der ‘Trial’, ein ‘Walk-up à l’anglaise’ in einer grossen ‘Line’, lief gut. Julia war gut auf den ‘Markierungen’ und hielt den Bereich wirklich toll. Sie ‘huntete’ wunderschön und es machte riesig Freude ihr einfach nur zuzuschauen. Wir wurden 2. mit RCACT und haben uns somit für den ‘Coup de France’ qualifiziert sowie die schönen ‘ASUR-Trials’ in Frankreich. Wir erhielten Komplimente vom Richter, den Zuschauern und sogar der Gewinner meinte wir hätte eigentlich den 1. Platz verdient. Ich war mehr als zufrieden.

Als ich nach dem ‘Trial’ vom Feld lief und die Anspannung verflog, freute ich mich einfach, dass wir das geschafft hatten, Julia so schön arbeitete während des ‘Trials’ und dabei voll und ganz in ihrem Element war. Bleiben wird mir aber trotzdem der Moment, in welchem Julia ihren Kopf in’s Gras drückt und einfach mit sich und der Welt zufrieden ist – ich hoffe es werden noch viele solche Augenblicke folgen, die wir einfach nur geniessen können – “me and my fabulous Poetry In Motion”!

[09. November 2014, Sven Bosshard]

Nachtrag: Heute habe ich erfahren, dass der Labrador, der gewonnen hat (Doly de l’Etang de la Thiellerie), bereits über ein Duzend an CACT’s gewonnen hatte und schon seit mehreren Jahren ‘Field Trial Champion’ ist. Das bedeutet, dass wir das CACT “erben” können und es als Qualifikation für den französischen ‘Field Trial Champion à l’anglaise’ zählt.

[15. Februar 2015, Sven Bosshard]